2016


VARIETY (OKTOBER 2016)


Du hast gerade Ellen DeGeneres als Moderatorin in einer Folge der Ellen DeGeneres Show ersetzt.
Ich musste Sarah Jessica Parker vorstellen und sie hat mich gefragt, ob ich Freunde habe, die für Donald Trump abstimmen. Ich meinte: „Denkst du wirklich, dass ich Freunde habe, die für Donald Trump abstimmen? Komm schon! Was denkst du, mit wem ich meine Zeit verbringe?“

Das Land ist sehr polarisiert.
Das ist keine Stichelei. Aber ich denke, dass da etwas mit den Kardashians und Trump ist. Die Kardashians sind besser als Trump, weil sie nicht versuchen das Land zu beherrschen. Sie versuchen nur, berühmt zu sein und das ist okay. Wir sind besessen nach Prominenten. Als Trump das alles angefangen hat habe ich gelacht. Ich dachte, dass das nirgendwo hinführt; dass es nicht möglich wäre, dass er ein Kandidat wird.

Warst du immer eine Unterstützerin von Hillary Clinton?
Ich war eine sehr große Unterstützerin von Bernie Sanders.

Was sagst du zu Bernie Unterstützern, die immer noch nicht für Hillary abstimmen?
Das ist verdammt verrückt und ihr seid verrückt. Das regt mich wirklich mehr als alles andere auf. Wenn ihr je Donald Trump in Betracht gezogen habt, habt ihr Bernie nie verstanden.


Woher kommt dein Sinn für Aktivismus?
Ich denke, dass ich mich einfach dumm gefühlt habe. Ich hatte das Gefühl, dass das was ich mache keinen Wert hatte, weil es ziemlich dumm ist, ein Popstar zu sein, wenn es obdachlose und hungrige Menschen gibt. Im Jahr 2013, als ich bei den VMAs aufgetreten bin, wurde das zur größten Geschichte in der Welt. Ich hatte das nie erwartet. Ich habe einfach mein eigenes Ding gemacht. Ich ging dort hinaus, angezogen als Teddybär, habe mit Teddybären getanzt und habe nie darüber nachgedacht, dass die Welt denken würde, dass das etwas Schlechtes wäre.

Gab dir die Erfahrung ein schlechtes Gefühl über dich selbst?
Sie gab mir das Gefühl, ein dummes Leben zu leben – als müsste ich mir einfach einen anderen Beruf aussuchen. Ich habe meine Macht [im Sinne ihrer Reichweite] damals nicht verstanden. Die Leute hören zu, weil ich bin wer ich bin, also sollte ich, anstatt beschämt zu sein, sagen: „Ja verdammt, ich habe das Mikrofon.“

Wie hat es angefangen, dass du dich so sehr mit der LGBTQ-Gemeinschaft beschäftigst?
In meinem gesamten Leben habe ich mein eigenes Geschlecht und meine eigene Sexualität nie verstanden. Ich denke nie darüber nach, ob jemand ein Junge oder ein Mädchen ist. Meine Brustwarzen-Pasties und so haben sich auch nie wie etwas sexualisiertes für mich angefühlt. Meine Augen haben sich in der fünften oder sechsten Klasse geöffnet. Meine erste Beziehung war mit einem Mädchen. Ich bin in einer sehr religiösen Familie aus einem Südstaat aufgewachsen. Das Universum hat mir immer die Kraft gegeben, dass ich geglaubt habe, dass es mir gut gehen wird. Auch in der Zeit, in der meine Eltern mich nicht verstanden hatte ich das Gefühl, dass sie mich irgendwann verstehen würden.

Hast du mit ihnen darüber gesprochen, wie du dich gefühlt hast?
Ja. Meine Mutter ist wie eine Rockermädchen aus der 1980ern – lange blonde Haare, große Brüste. Sie liebt es, ein Mädchen zu sein. Ich hatte nie dieses Gefühl. Ich weiß, dass es manche Mädchen lieben, sich ihre Nägel machen zu lassen. Ich habe das verdammt nochmal gehasst. Meine Nägel sehen aus wie Scheiße. Ich wachse meine Augenbrauen nicht. Ich habe mich nie damit verbunden gefühlt, es zu lieben, dass ich ein Mädchen bin. Und dann klang es für mich nicht nach Spaß ein Junge zu sein. Ich denke das LGBTQ-Alphabet könnte für immer weitergehen. Aber es gibt ein „P“, welches für „pansexuell“ steht.

Wann hast du dich erstmals als pansexuell identifiziert?
Ich denke, als ich herausgefunden habe, was ich war. Ich bin zum LGBTQ-Zentrum hier in Los Angeles gegangen und ich habe begonnen, mir diese Geschichten anzuhören. Ich habe einen bestimmten Menschen gesehen, welcher sich weder als männlich, noch als weiblich definierte. Wenn man ihn/sie angesehen hat, war er/sie beides: wunderschön und sexy und taff, aber verletztlich und weiblich, aber männlich. Und ich habe mich mehr mit dieser Person identifiziert als je zuvor mit jemandem in meinem Leben. Aber wenn ich sehr anders zu sein scheine, sehen mich die Leute nicht so neutral wie ich mich fühle. Aber ich fühle mich sehr neutral. Ich denke, dass das die erste geschlechtsneutrale Person war, die ich je getroffen hatte. Sobald ich mein Geschlecht besser verstand, welches unbestimmt war, verstand ich auch meine Sexualität besser. Ich dachte mir: 'Oh - deshalb fühle ich mich nicht heterosexuell und auch nicht lesbisch. Weil ich es nicht bin.'

Warum denkst du, dass Ungleichheit für Frauen immernoch existiert in Hollywood?
Sehr viel davon könnte sich ändern, wenn wir eine Präsidentin hätten. Das würde uns einen unterbewussten Schub geben. Ich denke, dass die Leute realisieren müssen, dass sie sehr altmodisch sind. Zum Beispiel gibt es diese Show mit dem Titel „Supergirl“. Ich denke, dass es komisch ist, eine Show zu haben, die an ein Geschlecht gebunden ist. Erstens, da ist eine Frau auf der verdammten Werbetafel – das ist kein Mädchen. Zweitens, was ist, wenn du ein kleiner Junge bist, der so gerne ein Mädchen wäre, sodass ihm das ein schlechtes Gefühl gibt? Ich denke, dass ein Titel wie „Supergirl“ nicht die Kraft gibt, von der die Menschen denken, dass sie gegeben wird.

Woher kommt deine Energie?
Meine Stärkung kommt daher, dass ich jetzt das Gefühl habe, eine Absicht zu haben. Ich möchte nicht, dass auf meinem Grabstein der Songtext von „Wrecking Ball“ steht. Ich wollte, dass es etwas besseres ist. Ich bin verdammt noch mal der einzige Disneystar, der gesagt hat, dass ich für Homosexuelle bin, bevor es okay war, das zu sagen.

Hattest du Schwierigkeiten damit?
Tatsächlich hatte ich keine, denn viele der Leute, die bei Disney arbeiten, sind schwul. Sie waren froh, jemanden an ihrer Seite zu haben.

Du bist eine Mentorin bei The Voice. Denkst du, dass du noch in weiteren Staffeln dabei sein wirst?
Ich weiß es nicht. Ich würde es definitiv wollen, wenn es Sinn machen würde. Ich habe noch keine Liveshows gemacht. Ich will sehen, wie sich das anfühlt. Dort könnte man unter deutlich mehr Druck stehen.

Magst du das Livefernsehen nicht?
Ich finde es nicht schlimm, aber die Leute in Amerika stimmen für die Kandidaten bei The Voice ab und sie haben auch für Donald Trump als Präsidentschaftskandidaten abgestimmt. Ich habe meinem Team gesagt, dass sie der Bernie Sanders von The Voice sein können.

Wie oft weinst du in der Show?
Wenn ich jemanden nach Hause schicken muss. Das ist ein Alptraum. Für eine nicht-konfrontative Person ist das das Schlimmste überhaupt.

Wie kam es dazu, dass du für Woody Allens Serie gecastet wurdest? Warst du ein Fan seiner Arbeit?
Ja, bin ich. Ich bin umgezogen und das einzige, was ich in das neue Haus brachte, war ein Foto von Woody Allen. In der ersten Nacht, in der ich in meinem neuen Haus schlief, rief mich mein Manager an und sagte: „Woody will, dass du nach New York kommst.“ Ich habe es geliebt, mit Woody zu arbeiten. Du machst zwei Aufnahmen. Er will einfach nach Hause gehen und zu Abend essen mit seiner Frau. In einer Nacht war es schon 5:30 Uhr und der Kameramann wollte noch eine Aufnahme machen. Woody sagte: „Ich kann nicht mein ganzes Leben der Produktion von Filmen widmen.“

Viele Menschen reden jetzt darüber, ob es möglich ist, die Kunst von dem Künstler zu trennen. Wusstest du von den Anschuldigungen für sexuelle Nötigung, die von Dylan Farrow gegen ihren Vater gemacht wurden? Und wenn ja, brauchtest du dann eine Pause?
Ich lebe ein ähnliches Leben wie Woody – ein öffentliches Leben. Bis ich jemanden und seine Geschichte kenne verurteile ich niemanden. So bin ich da auch herangegangen. So wie ich ihn mit seiner Familie gesehen habe, habe ich ihn als niemand anderen als als eine unglaubliche Person und einen tollen Vater gesehen. Die Leute mögen mich dafür kritisieren, dass ich das sage. Ich bin sicher, dass das eine schwere Zeit für die Familie war. Meine Familie hat schwere Dinge durchgemacht und ich denke, dass jeder anders leidet.

Was denken deine Eltern jetzt über deine Arbeit?

Bei The Voice hat ein junges Mädchen angefangen zu weinen, als sie gehen musste, denn ich war der Grund, weshalb sie sich geoutet hatte. Meine Mutter fing an zu weinen. Sie meinte: „Es tut mir so leid, wie ich mich verhalten habe, als du so alt warst und dich geoutet hast.“ Sie hat mich nie verstanden, bis sie das Mädchen sah, dass nicht sie selbst sein konnte. Das war sehr cool.

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ELLE (OKTOBER 2016)



Im Interview mit der Elle verrät Miley alles über The Voice, ihre neue Serie "Crisis in Six Scenes" und ihr neues Ich. Die Ausgabe ist seit dem 20. September an allen Verkaufsstellen mit internationalen Magazinen erhältlich.


Elle: Ich habe gehört, dass du die am meisten engangierte Jurorin aller Zeiten bei The Voice bist.
Miley: Sie mussten Grenzen für mich setzen, um mir zu zeigen, wie sehr ich mich involvieren kann. Ich sage: „Gut, ich gehe raus und gehe shoppen!“ und sie sagen „Wenn du einer Person eine Regenbogenjacke kaufst, musst du jeder einzelnen Person exakt die gleiche kaufen“, also musste ich gebremst werden. Das ist eine Show für die Personen darin, die Teilnehmer. Sie gehen nicht alle zurück zum SLS Hotel oder wo auch immer Blake vorübergehend wohnt. Diese Kinder sind weggesperrt ohne ihre Handys, ohne ihre Familien, sie kommen und singen vor Joan Jett. Das ist so eine verrückte Erfahrung, und das ist ihr wahres Leben.

Elle: Was treibt dich an – das Bedürfnis zu gewinnen?
Miley: Ich möchte diesen Sängern helfen. [Ein Produzent sagt zu mir]: „Sei verdammt noch mal leise! Du redest seit 20 Minuten!“ und ich denke: 'Was wirst du tun – diese beiden 16-jährigen aus Arkansas rausschmeißen, wenn sie immernoch falsch singen?' Wenn ich hier bin, dann mache ich es richtig. Ich schauspiele nicht, ich spiele mich nicht. Die Leute vergessen, dass ihre Taten sie zu dem machen, was sie sind. So viele Menschen sagen: „Ich bin ein guter Mensch!“ Aber warum bist du ein guter Mensch? Um ein guter Mensch zu sein musst du aktiv gut sein. Ich versuche das durch die Art, wie ich diese Teilnehmer behandle zu zeigen; dass ich bin wer ich bin als ein Mensch.

Elle: Ich finde es gut, dass die Teilnehmer bei The Voice keine Extrapunkte dafür bekommen, dass sie eine traurige Lebensgeschichte haben.
Miley: Wenn du jemanden wegen seiner Geschichte gewinnen lassen willst, dann schreibe ein Drehbuch über dein Leben. Bei The Voice versuche ich alle davon abzubringen, die herkommen und denken, dass „die Stimme“ bedeutet, dass du der perfekte Sänger bist.

Elle: Bei früheren Dreharbeiten hast du zu einem Teilnehmer gesagt, dass nicht jeder Mariah Carey sein kann.
Miley: Ich war nie wirklich ein Fan, es geht einfach zu sehr um Mariah Carey. Das ist Teil ihrer Masche; ich kann das durchschauen. Das ist ein Teil, der sie zu einer Ikone macht, es geht um Mimi! Es geht darum, was sie trägt, und es geht um sie. Was ich mache handelt nicht von mir. Es geht darum, meine Geschichte zu teilen; es geht darum, dass man sich mit dem verbunden fühlt, was ich sage.

Elle: Heutzutage müssen Musiker auf deinem Niveau in gewisser Weise Multimillionäre sein. Findest du, dass sich das mit dem Künstlerdasein widerspricht?
Miley: Darum sieht man mich nicht an den Außenseiten von Bussen auf Werbung. Ich meine, was sollte ich machen – Schminke verkaufen? Ich sage anderen hauptsächlich: „Tragt kein Make-Up“. Heute trage ich nur Schminke, weil Joan gestern einen Eyeliner trug und wir alle denken, dass Joan so cool aussieht, darum habe ich das nachgemacht. Ich trage nicht wirklich Make-Up für die Teilnehmer, denn manche dieser Mädchen kommen aus Arkansas mit einem Kuchengesicht. Ich möchte nicht, dass diese Kinder hier herkommen und eine Menge Make-Up tragen. Ich meine, ich decke meine Pickel ab, aber davon abgesehen trage ich es nicht wirklich. Und Alicia trägt es auch nicht wirklich. Aber sie hat einen Visagisten und ich nicht.

Elle: Also schminkst du dich selbst für die Show?
Miley: Ja! Das hier ist meine Ausstattung! Die Leute sagen sowas wie: „Oh, ich möchte deine Augen mandelförmig schminken“ Ich habe keine mandelförmigen Augen! Warum versucht ihr, meine Augenform zu ändern? Wenn jemand dein Gesicht verändert ist das sehr schockierend und unheimlich.

Elle: Du musst an das Gefühl gewöhnt sein.
Miley: Die Leute nehmen an, dass ich für 90.000 Menschen spiele. Ich habe gerade eine Tour beendet [Milky Milky Milk Tour], bei der etwa 2.000 Menschen pro Nacht da waren und das war meine Entscheidung. Ich habe lieber Menschen um mich herum, die enthusiastisch auf die Dinge reagieren, die ich mache, als welche, die sagen „Ich dachte, dass wir auf ein Miley Cyrus Konzert gehen und jetzt ist das eine Stripshow!“ Als ich auf meiner Bangerz Tour war war es schwer für mich heraus zu gehen und Menschen zu sehen, die ihre Arme verschränkt hatten. Ich bin so viele Nächte hinaus gegangen und habe mich verurteilt gefühlt. Du bist auf meinem Konzert, warum bist du hier um mich zu verurteilen? Wahre Fans lieben einen.

Elle: Du hast erwähnt, dass du dich selbst nicht als Businessfrau siehst. Aber als du jünger warst gab es sicherlich Leute, die gute Entscheidungen für dich getroffen haben?
Miley: Obwohl mein Vater in der Industrie tätig war, war er es nicht. Aber er war sehr schlau – wir haben einen großen Bauernhof in Nashville, die er für nichts gekauft hat und jetzt ist das wie eine Hauptstadt der Musik. Aber ich bin trotzdem nicht verwöhnt aufgewachsen. Ich wollte einfach nur im Fernsehen sein. Ich meine, in gewisser Weise – sie werden mich sicherlich umbringen, weil ich das sage – war ich wahrscheinlich die am wenigsten bezahlteste Person in der Besetzung von Hannah Montana, weil ich es nicht besser wusste. Ich dachte einfach: 'Ich kann bei Disney sein! Ja, das will ich machen!' Mein Name war Miley in meiner Serie, aber mir gehörte der Name nicht – darüber haben wir nicht nachgedacht. „Klar könnt ihr meinen Namen in der Show nutzen, sicher!“ Meine Mutter begann zu verstehen, wie viele Leute einen Vorteil aus einem Kind ziehen, also stellte sie schlaue Leute ein, die mich in dieser Hinsicht beschützen sollten. Ich bin froh, dass mich in meinen jungen Jahren Leute beschützt haben und mich in eine Position gebracht haben, in der ich meine Musik jetzt kontrollieren kann.

Elle: Du selbst hast einige wirklich unglaubliche Mentoren. Joan, die du gerade erwähntest. Und auch Dolly Parton, die deine Patentante ist, und da ist noch Woody Allen.
Miley: Ich habe viele gute Menschen in meinem Leben. Dieses eine kleine Tattoo, das ich habe, ist ein Zitat von Johnny Cash; er war ein Freund meines Vaters. Die Menschen, die ich um mich herum hatte als ich aufgewachsen bin haben mir gute Energie gebracht – ihre wahrhafte Liebe für Musik und dass sie einfach gute Menschen waren. Sie sind keine Popstars – sie sind Countrysänger – und sie sind auf dem Boden geblieben. Ich habe gelernt, dass man so ein Musiker ist: Nur weil du ein Künstler bist, ist das keine Entschuldigung, um ein Arschloch zu sein. Ich habe das Gefühl, dass viele berühmte Leute denken, dass sie etwas Gutes tun, indem sie nett sind. Sie denken: 'Hey, ich könnte ein Arschloch sein, aber ich bin es nicht! Es es nicht cool, dass ich auf dem Boden geblieben bin?' Nein, bist du nicht!

Elle: Vorhin hast du etwas darüber gesagt, wie du Teil des Systems warst und es jetzt nicht mehr bist. Was hast du damit gemeint?
Miley: Jeder tut das, wenn er älter wird. Wenn ich meine kleine Schwester Noah ansehe, die 16 Jahre alt ist, verurteile ich sie nicht für das was sie tut, weil ich noch weiß, wo ich in dem Alter stand. Ich war so eine emotionale Person – ich bin immernoch so eine emotionale Person – aber ich habe versucht herauszufinden, wer ich bin. Du gehst durch diese Phasen, vor allem in unserer Industrie.

Elle: Etwas, was ich mich immer über berühmte Personen frage: Jeder erinnert sich an dich. Fällt es dir schwer, dich an all die Menschen zu erinnern, die du triffst?
Miley: Ich erinnere mich an viele Menschen, aber wenn ich Leute treffe und bekifft bin kann ich mich nicht gut an die Namen erinnern. Aber ich erinnere mich an die Fans, die draußen warten. Da gibt es einige in größeren Städten, die immer da sind. Ich habe mal ein Kind gesehen, das mittlerweile vermutlich seit acht Jahren da draußen stand und das sich seitdem von einem Mann in eine Frau verwandelt hat. Ich habe ihr durch diesen Prozess geholfen – als sich einfach nur Fingernägel trug sagte ich „Ja!“ Wir sind etwa gleich alt, darum wächst du irgendwie gemeinsam mit deinen Fans auf. Popstars mögen ihre Lieblingsfans haben und sagen „Oh, du kennst sie? Ich kenne sie auch, sie ist so süß“. Britney kennt sie auch.

Elle: Hast du eine Beziehung zu Britney?
Miley: Mein Manager arbeitet auch mit ihr, wir stehen uns deshalb nahe. Sie ist ein wenig abwesend in ihrer Welt. Ich möchte einfach, dass Britney glücklich ist. Immer, wenn sie neue Musik veröffentlicht frage ich mich: 'Ist es das, was sie tun möchte? Oder möchte sie sich einfach entspannen?' Sie sieht momentan so gut und glücklich aus.

Elle: Schreibst du mit ihr?
Miley: Ich bin mir nicht sicher, ob Britney weiß, wie man SMS schreibt. (lacht) Ich denke, dass ich ihr zweimal geschrieben habe.

Elle: Du und Katy Perry seid beide mit dem Fashiondesigner Jeremy Scott befreundet. Kennst du sie durch ihn?
Miley: Ich liebe Jeremy Scott, aber ich bin nicht in dieser Szene. All meine Freunde sind total normal. Alles, was ich tun möchte, ist Yoga und Wandern, und Gras rauchen. Es macht Spaß. Ich bin das Gesicht des Ausgehens und gehe nie aus. Es gab eine andere Zeit in meinem Leben; ich bin gerade 21 geworden und musste mich endlich nicht mehr heimlich in einen Club schleichen. Jetzt bin ich nicht wie ein Einsiedler, aber ich habe einfach meine Farm und meine Schweine und meine Pferde und ich entspanne mich einfach.

Elle: Wann hast du diesen Umschwung gemacht?
Miley: Paparazzi haben mir immer ein unwohles Gefühl gegeben. Du wächst auf und siehst manchmal komisch aus. Meine Pickel waren komplett verrückt, und ich hatte ein Haartrauma. Dann habe ich begonnen, meine Zunge auf Fotos herauszustrecken. Weil ich es hasse, wenn alle so ernst sind.

Elle: Aber du magst Mode, oder?
Miley: Okay, ich habe in diesen Klamotten geschlafen. Sie haben viele Falten. Ich wollte meine Under Armour Sporthose tragen, aber das ist ein Schritt zu real, ich würde wie ein Pressesprecher aussehen.

Elle: Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, mit 16 Jahren berühmt zu sein. Was denkst du hast du gewonnen oder verloren durch den Ruhm in so einem jungen Alter?
Miley: Als wir in dem Alter waren haben wir gedacht, dass wir wissen, wer wir sind. Wenn Leute dir im Alter von 16 Jahren sagen, dass du mit 22 oder 23 ganz anders sein wirst sagst du: „Nein, werde ich nicht!“ Und dann veränderst du dich drastisch. Aber wenn du jünger bist, bist du egoistischer, weil du dich selbst viel mehr kennenlernst, du bist in deinen eigenen Gedanken. Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich esse. Ich habe Leder getragen und ich habe Pelz getragen. Ich war darüber nicht unterrichtet.

Elle: Wann hattest du das letzte Mal so etwas wie eine „Wachstumsperiode“?
Miley: Im wahrsten Sinne des Wortes gestern. Ich habe diese Dokumentation über Libellen gesehen – sie werden von dieser knautschigen kleinen Larve zu dieser verrückten Libelle. Also warum können wir das nicht? Wenn wir so schlau und so viel besser als all die Tiere sind und der Mensch die Welt beherrscht, warum können wir uns nicht jederzeit von einer Raupe in einen Schmetterling verwandeln? Ich denke einfach, dass ich nicht genug mache – jeder um mich herum würde mich dafür umbringen, dass ich das sage, denn ich kann es definitiv zu weit treiben.

Elle: Was hat dich dazu gebracht, deine Happy Hippie Organisation zu gründen?
Miley: Ich identifiziere mich so sehr damit. Es ist sehr komisch, weil ich nicht sexuell verwirrt bin. Ich bin – das Wort lautet pansexuell.

Elle: Definiere „pansexuell“.
Miley: Das bedeutet einfach „jeder“. Es hält kein Mädchen, Jungen oder jemanden in einer Umwandlung auf. Ich sehe die Menschen nie als das, was sie mal waren bevor sie waren wer sie jetzt sind. Ich denke an darüber nach, wer ich war bevor ich zu der wurde, die ich jetzt bin; das ist eine Umwandlung in sich selbst. Jeder wandelt sich konstant. Wenn es etwas gibt, was du tun musst, dann musst du es tun. So bin ich bei Saturday Night Live, jedes Mal dort frage ich mich: 'Warum bin ich hier? Ich habe solche Angst. Du wirst live sein!'

Elle: Aber du trittst auf!
Miley: Ich liebe es, aber manchmal denke ich mir: 'Oh mein Gott'. Nach ein paar Shows denkst du: 'Ist das real?' Das ist wie diese Träume von Menschen, die nackt auf die Bühne gehen. Aber ich gehe tatsächlich nackt auf die Bühne, darum fühlt es sich an wie ein Traum. Stehe ich hier wirklich verkleidet als ein Baby und singe für Leute, die auf Droge sind? Mein Leben fühlt sich surreal an. Deshalb habe ich eine [Komik]Nummer daraus gemacht, wer ich bin. Weil es Spaß macht, ich zu sein. Ich habe diesen merkwürdigen Charakter entworfen und ich denke, dass das wirklich Spaß macht.

Elle: Würdest du uns sagen, was daran Spaß macht?
Miley: Die Outfits sind lustig, weil jeder im Moment einfach so ernst ist, besonders in der Mode. Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, Wattebäusche auf meine Hosen zu kleben und jetzt hat Céline Wattebäusche auf deren Hosen. Ich kann das inspirieren und ich sehe das.

Elle: Du hast Dolly Partons „Jolene“ gecovert. Es geht um eine echte Frau, die in einer Bank gearbeitet hat, in die Dollys Ehemann gegangen ist...
Miley: Es ist cool, eine Geschichte zu erzählen. Als ich mein letztes Album aufnahm, habe ich es „Dead Petz“ genannt. Ich wurde von meinem toten Hund inspiriert. Du hast die Erlaubnis, andere Menschen da hereinzulassen. Es muss nicht alles metaphorisch sein. Alles im Radio ist auf eine schlechte Weise metaphorisch. Aber wenn ich einen Liedtext schreibe, wie „Bang My Box“, ist das ziemlich deutlich. Warum sollte man nicht ehrlich sein? Ich kann mich nicht an die Lügen erinnern.

Elle: Um nochmal auf The Voice zurückzukommen – viele der unvergesslichen Teilnehmer von American Idol haben nicht gewonnen – Clay Aiken zu Beispiel wurde Zweiter nach Ruben Studdard.
Miley: Richtig. Und ich möchte nicht, dass das falsch rüberkommt, aber ich werde meinen Teilnehmern sagen: „Seid Bernie Sanders. Seid die Person, die die Menschen wollen und lieben. Macht euch keine Sorgen über die breite Masse. So macht erschafft man einen unvergesslichen Moment. Lasst die Menschen darüber reden“.

Elle: Wie sind die Stühle bei The Voice?
Miley: Die Stühle sind so verdammt lustig: Zu 99,9% bin ich nur wegen den Stühlen in der Show, damit ich den Buzzer drücken kann. Es fühlt sich lächerlich an. Es fühlt sich an, als wäre ich dieser Charakter – von mir selbst. Wenn du den Stuhl für jemanden nicht umdrehst ist das so streitfreudig, und ich bin wirklich nicht streitfreudig. Dann ist mir das total peinlich und ich fühle mich schuldig – wie „Ich weiß es nicht! Ich war high! Ich habe vergessen, meinen Stuhl umzudrehen!“

Elle: Wie ist die Dynamik zwischen den Juroren?
Miley: Adam erinnert mich sehr an meinen Manager. Beide verbringen zu viel Zeit in der Stadt und sorgen sich um ihre jüdischen Eltern. Und Blake und ich haben beide dieses Ding aus den Südstaaten.

Elle: Du hast eine Rolle in Woody Allens neuer Amazon-Serie. Wie war es, mit ihm zusammen zu arbeiten?
Miley: Ich flog nach White Plains im Staat New York. Weißt du wo das liegt? Ich habe eine komische Katze namens Harlem adoptiert und lebte allein in einem Apartment in White Plains und ging jeden Tag mit meinem schwulen Kumpel zu Whole Foods. Mit Woody zu arbeiten war die beste Erfahrung. Er ist einfach Woody. Er macht es nicht, er tut nicht so als ob. Als ich ihn traf bekam er zuerst die größte Umarmung von mir und ich trug funkelnde Cowboystiefel und einen Fischerhut mit einem darauf sprießenden Regenbogen und er sagte: „Oh. Oh. Wow, hi.“ Er hat mich etwas zurück gestoßen – geh' runter von mir!

Elle: Konntest du dich mit deinem Charakter identifizieren?
Miley: Ich spiele diese Revolutionärin aus den 1960ern. Woody spielt jemanden, der in den Vororten von New York groß wurde. Er hat eine Eiscrememaschine und ich denke mir: 'Es gibt Menschen, die hungern, und du sitzt hier und machst Eis?' So bin ich auch im echten Leben. Für lange Zeit konnte ich nicht schlafen, weil ich mich schuldig fühlte. Ich hatte einen Hautausschlag, weil ich so gestresst war. Auch heute; ich habe mein Wasser beim Wandern fallen gelassen und fühlte mich wie solch ein Arschloch. Es gibt Kinder, die als Sexsklaven verkauft werden; wie kann ich dann gerade wandern gehen? Deshalb versuche ich jetzt, so viel wie möglich mit Happy Hippie zu erreichen. Ich bin nicht in einer Realityshow über mich selbst: Ihr könnt nicht all meine Familiendramen sehen, ihr gelangt nicht in meine Beziehungen und ihr bekommt nicht die Möglichkeit, in meinem Privatleben zu leben. Aber wenn ihr nicht auf mir herumhackt bin ich sehr offen, euch hinein zu lassen. Vor einem Jahr musste ich zur Premiere von „A Very Murray Christmas“ gehen und ich werde nie wieder auf den roten Teppich gehen. Warum sollte ich auf dem roten Teppich stehen, wenn andere Menschen hungern? Weil ich „wichtig“ bin? Weil ich „berühmt“ bin? So bin ich nicht. Das ist wie ein Sketch – das ist wie Zoolander.

Elle: Wie stehst du momentan zu sozialen Medien?
Miley: Ich habe Instagram nicht mehr auf meinem Handy. Diese Frau im Büro, ihr habe ich mein Passwort gegeben. Ich schicke ihr ein Foto von mir wie ich das Schwein im Bikini füttere: „Kannst du so etwas posten wie 'Verdammt ja, Schweine!'? Oder 'High in einem Bikini!'“ Ich möchte einfach nicht scrollen. Ich möchte nicht wissen, was andere Leute machen. Ich muss nicht wissen, wer ein neues Musikvideo veröffentlicht hat und wer einen neuen Lippenstift hat. Es fühlte sich so geschäftlich an, als würde ich immer verkauft werden. Ich habe vier Mal stündlich gepostet, aber das war in einer starken künstlerischen Phase.

Elle: Bist du auf Snapchat?
Miley: Nein. Ich will dort sein. Ich weiß nicht, wie man es benutzt. Ich fühle mich wie eine alte Frau, die zurückgeblieben ist, weil ich damit nicht auf dem Laufenden bin. Ich spiele nicht Pokémon Go. Heute Morgen ist Liam aufgewacht und hat versucht zur Waschanlage zu gehen, weil dort ein – wie nennt man es? - PokéSpot war. Etwa so: „Ich muss gehen und sie alle finden und dann fangen! Ahh!“ Danke für das Abhängen. Es hat besser funktioniert. Ich fühle mich besser.














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