Miley im Interview mit Variety - komplette deutsche Übersetzung


Du hast gerade Ellen DeGeneres als Moderatorin in einer Folge der Ellen DeGeneres Show ersetzt.
Ich musste Sarah Jessica Parker vorstellen und sie hat mich gefragt, ob ich Freunde habe, die für Donald Trump abstimmen. Ich meinte: „Denkst du wirklich, dass ich Freunde habe, die für Donald Trump abstimmen? Komm schon! Was denkst du, mit wem ich meine Zeit verbringe?“

Das Land ist sehr polarisiert.
Das ist keine Stichelei. Aber ich denke, dass da etwas mit den Kardashians und Trump ist. Die Kardashians sind besser als Trump, weil sie nicht versuchen das Land zu beherrschen. Sie versuchen nur, berühmt zu sein und das ist okay. Wir sind besessen nach Prominenten. Als Trump das alles angefangen hat habe ich gelacht. Ich dachte, dass das nirgendwo hinführt; dass es nicht möglich wäre, dass er ein Kandidat wird.

Warst du immer eine Unterstützerin von Hillary Clinton?
Ich war eine sehr große Unterstützerin von Bernie Sanders.

Was sagst du zu Bernie Unterstützern, die immer noch nicht für Hillary abstimmen?
Das ist verdammt verrückt und ihr seid verrückt. Das regt mich wirklich mehr als alles andere auf. Wenn ihr je Donald Trump in Betracht gezogen habt, habt ihr Bernie nie verstanden.


Woher kommt dein Sinn für Aktivismus?
Ich denke, dass ich mich einfach dumm gefühlt habe. Ich hatte das Gefühl, dass das was ich mache keinen Wert hatte, weil es ziemlich dumm ist, ein Popstar zu sein, wenn es obdachlose und hungrige Menschen gibt. Im Jahr 2013, als ich bei den VMAs aufgetreten bin, wurde das zur größten Geschichte in der Welt. Ich hatte das nie erwartet. Ich habe einfach mein eigenes Ding gemacht. Ich ging dort hinaus, angezogen als Teddybär, habe mit Teddybären getanzt und habe nie darüber nachgedacht, dass die Welt denken würde, dass das etwas Schlechtes wäre.

Gab dir die Erfahrung ein schlechtes Gefühl über dich selbst?
Sie gab mir das Gefühl, ein dummes Leben zu leben – als müsste ich mir einfach einen anderen Beruf aussuchen. Ich habe meine Macht [im Sinne ihrer Reichweite] damals nicht verstanden. Die Leute hören zu, weil ich bin wer ich bin, also sollte ich, anstatt beschämt zu sein, sagen: „Ja verdammt, ich habe das Mikrofon.“

Wie hat es angefangen, dass du dich so sehr mit der LGBTQ-Gemeinschaft beschäftigst?
In meinem gesamten Leben habe ich mein eigenes Geschlecht und meine eigene Sexualität nie verstanden. Ich denke nie darüber nach, ob jemand ein Junge oder ein Mädchen ist. Meine Brustwarzen-Pasties und so haben sich auch nie wie etwas sexualisiertes für mich angefühlt. Meine Augen haben sich in der fünften oder sechsten Klasse geöffnet. Meine erste Beziehung war mit einem Mädchen. Ich bin in einer sehr religiösen Familie aus einem Südstaat aufgewachsen. Das Universum hat mir immer die Kraft gegeben, dass ich geglaubt habe, dass es mir gut gehen wird. Auch in der Zeit, in der meine Eltern mich nicht verstanden hatte ich das Gefühl, dass sie mich irgendwann verstehen würden.

Hast du mit ihnen darüber gesprochen, wie du dich gefühlt hast?
Ja. Meine Mutter ist wie eine Rockermädchen aus der 1980ern – lange blonde Haare, große Brüste. Sie liebt es, ein Mädchen zu sein. Ich hatte nie dieses Gefühl. Ich weiß, dass es manche Mädchen lieben, sich ihre Nägel machen zu lassen. Ich habe das verdammt nochmal gehasst. Meine Nägel sehen aus wie Scheiße. Ich wachse meine Augenbrauen nicht. Ich habe mich nie damit verbunden gefühlt, es zu lieben, dass ich ein Mädchen bin. Und dann klang es für mich nicht nach Spaß ein Junge zu sein. Ich denke das LGBTQ-Alphabet könnte für immer weitergehen. Aber es gibt ein „P“, welches für „pansexuell“ steht.

Wann hast du dich erstmals als pansexuell identifiziert?
Ich denke, als ich herausgefunden habe, was ich war. Ich bin zum LGBTQ-Zentrum hier in Los Angeles gegangen und ich habe begonnen, mir diese Geschichten anzuhören. Ich habe einen bestimmten Menschen gesehen, welcher sich weder als männlich, noch als weiblich definierte. Wenn man ihn/sie angesehen hat, war er/sie beides: wunderschön und sexy und taff, aber verletztlich und weiblich, aber männlich. Und ich habe mich mehr mit dieser Person identifiziert als je zuvor mit jemandem in meinem Leben. Aber wenn ich sehr anders zu sein scheine, sehen mich die Leute nicht so neutral wie ich mich fühle. Aber ich fühle mich sehr neutral. Ich denke, dass das die erste geschlechtsneutrale Person war, die ich je getroffen hatte. Sobald ich mein Geschlecht besser verstand, welches unbestimmt war, verstand ich auch meine Sexualität besser. Ich dachte mir: 'Oh - deshalb fühle ich mich nicht heterosexuell und auch nicht lesbisch. Weil ich es nicht bin.'

Warum denkst du, dass Ungleichheit für Frauen immernoch existiert in Hollywood?
Sehr viel davon könnte sich ändern, wenn wir eine Präsidentin hätten. Das würde uns einen unterbewussten Schub geben. Ich denke, dass die Leute realisieren müssen, dass sie sehr altmodisch sind. Zum Beispiel gibt es diese Show mit dem Titel „Supergirl“. Ich denke, dass es komisch ist, eine Show zu haben, die an ein Geschlecht gebunden ist. Erstens, da ist eine Frau auf der verdammten Werbetafel – das ist kein Mädchen. Zweitens, was ist, wenn du ein kleiner Junge bist, der so gerne ein Mädchen wäre, sodass ihm das ein schlechtes Gefühl gibt? Ich denke, dass ein Titel wie „Supergirl“ nicht die Kraft gibt, von der die Menschen denken, dass sie gegeben wird.

Woher kommt deine Energie?
Meine Stärkung kommt daher, dass ich jetzt das Gefühl habe, eine Absicht zu haben. Ich möchte nicht, dass auf meinem Grabstein der Songtext von „Wrecking Ball“ steht. Ich wollte, dass es etwas besseres ist. Ich bin verdammt noch mal der einzige Disneystar, der gesagt hat, dass ich für Homosexuelle bin, bevor es okay war, das zu sagen.

Hattest du Schwierigkeiten damit?
Tatsächlich hatte ich keine, denn viele der Leute, die bei Disney arbeiten, sind schwul. Sie waren froh, jemanden an ihrer Seite zu haben.

Du bist eine Mentorin bei The Voice. Denkst du, dass du noch in weiteren Staffeln dabei sein wirst?
Ich weiß es nicht. Ich würde es definitiv wollen, wenn es Sinn machen würde. Ich habe noch keine Liveshows gemacht. Ich will sehen, wie sich das anfühlt. Dort könnte man unter deutlich mehr Druck stehen.

Magst du das Livefernsehen nicht?
Ich finde es nicht schlimm, aber die Leute in Amerika stimmen für die Kandidaten bei The Voice ab und sie haben auch für Donald Trump als Präsidentschaftskandidaten abgestimmt. Ich habe meinem Team gesagt, dass sie der Bernie Sanders von The Voice sein können.

Wie oft weinst du in der Show?
Wenn ich jemanden nach Hause schicken muss. Das ist ein Alptraum. Für eine nicht-konfrontative Person ist das das Schlimmste überhaupt.

Wie kam es dazu, dass du für Woody Allens Serie gecastet wurdest? Warst du ein Fan seiner Arbeit?
Ja, bin ich. Ich bin umgezogen und das einzige, was ich in das neue Haus brachte, war ein Foto von Woody Allen. In der ersten Nacht, in der ich in meinem neuen Haus schlief, rief mich mein Manager an und sagte: „Woody will, dass du nach New York kommst.“ Ich habe es geliebt, mit Woody zu arbeiten. Du machst zwei Aufnahmen. Er will einfach nach Hause gehen und zu Abend essen mit seiner Frau. In einer Nacht war es schon 5:30 Uhr und der Kameramann wollte noch eine Aufnahme machen. Woody sagte: „Ich kann nicht mein ganzes Leben der Produktion von Filmen widmen.“

Viele Menschen reden jetzt darüber, ob es möglich ist, die Kunst von dem Künstler zu trennen. Wusstest du von den Anschuldigungen für sexuelle Nötigung, die von Dylan Farrow gegen ihren Vater gemacht wurden? Und wenn ja, brauchtest du dann eine Pause?
Ich lebe ein ähnliches Leben wie Woody – ein öffentliches Leben. Bis ich jemanden und seine Geschichte kenne verurteile ich niemanden. So bin ich da auch herangegangen. So wie ich ihn mit seiner Familie gesehen habe, habe ich ihn als niemand anderen als als eine unglaubliche Person und einen tollen Vater gesehen. Die Leute mögen mich dafür kritisieren, dass ich das sage. Ich bin sicher, dass das eine schwere Zeit für die Familie war. Meine Familie hat schwere Dinge durchgemacht und ich denke, dass jeder anders leidet.

Was denken deine Eltern jetzt über deine Arbeit?

Bei The Voice hat ein junges Mädchen angefangen zu weinen, als sie gehen musste, denn ich war der Grund, weshalb sie sich geoutet hatte. Meine Mutter fing an zu weinen. Sie meinte: „Es tut mir so leid, wie ich mich verhalten habe, als du so alt warst und dich geoutet hast.“ Sie hat mich nie verstanden, bis sie das Mädchen sah, dass nicht sie selbst sein konnte. Das war sehr cool.


Unknown

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Instagram